REVIEW: Muzz „Muzz“

Weniger rebellisch, dafür verträumter: Mit dem Projekt Muzz präsentiert uns Interpol-Frontmann Paul Banks eine weitere Facette seiner schier unerschöpflichen musikalischen Identität.

Er hat eine Stimme, die man unter tausenden wiedererkennen würde. Paul Banks gehört zu den markantesten Sängern des Vereinigten Königreichs. Und darüber hinaus auch zu den ruhelosesten kreativen Köpfen innerhalb der Independentszene. Immer wieder verlangt es den 42-Jährigen nach neuem Input. Nach neuen Herausforderungen. Ob seine Stamm-Formation Interpol, seine Soloarbeiten unter eigenem Namen beziehungsweise dem Moniker Julian Plenti, die Zusammenarbeit mit RZA (Banks & Steelz) oder die jüngst gegründete Band Muzz – Banks versteht es, sich ein Denkmal zu setzen.
Was Muzz betrifft, erhält der Brite dieses Mal Unterstützung von seinem langjährigen Schulfreund Josh Kaufman (Bonny Light Horsemann) und dem gemeinsamen Kollegen Matt Barrick (Jonathan Fire*Eater, The Walkmen). Zusammen erkunden die drei Herren ausladende Kompositionen, irgendwo zwischen Folk, Rock und Alternative-Pop. Wie ein gut gereifter Whiskey, der ein leichtes Brennen in der Kehle hinterlässt, begeistern auch die Songs auf dem gleichnamigen Debüt des Trios durch die Kombination aus Kantigkeit und geschmackvoller Grandezza. Man kann solch erfahrenen Musikern eben nichts mehr vormachen. Sie kennen ihr Handwerk, sie wissen, ihre Grenzen auszuloten, und sie haben verstanden, dass weniger manchmal deutlich mehr ist. Statt also die unzähligen Einflüsse ihrer unterschiedlichen Karrieren unter einen Hut bringen zu wollen, konzentrieren sie sich lieber auf eine gemeinschaftliche Linie, die für Klarheit sorgt, und genau dadurch Raum für Experimente lässt. Kleine Spielereien, im ersten Moment kaum wahrnehmbar. Doch sind sie es, die für Tiefe und Vielschichtigkeit der Platte verantwortlich sind. „Muzz“ klingt innovativ, ohne sich dies bewusst auf die Fahne geschrieben zu haben. In der Ruhe der LP liegt ihre Kraft. In ihrer Unaufgeregtheit ihre Stärke. Ein nicht nur solides, sondern auch fulminantes Hörerlebnis aus der Feder dreier unverkennbarer Genies.

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