REVIEW: NZCA Lines „Infinite Summer“

NZCA Lines by Robert SelfDie Zukunft übt eine extreme Anziehung auf uns Menschen aus. Ihre Unkontrollierbarkeit stellt dabei selbst den Götterkomplex unserer eigenen Natur in den Schatten. Einige unruhige Geister befürchten in ihrem Verlauf eine Apokalypse, die unseren Planeten verschlucken, unser Dasein ein für alle Mal auslöschen und die Unbedeutsamkeit unserer Existenz im kosmischen Gesamtzusammenhang verdeutlichen wird. Andere malen sich hingegen ein blühendes Utopia aus, das auf den Grundfesten Freiheit, Frieden und Liebe erbaut wird. Auch der Londoner Michael Lovett, Mastermind der NZCA Lines, macht sich über die Zukunft Gedanken und widmet ihr ein Konzeptalbum namens „Infinite Summer“. Auf diesem erzählt Lovett, zusammen mit seinen Kolleginnen Sarah Jones und Charlotte Heatherly, Geschichten aus der fiktiven Superstadt Cairo-Athens, die sich unter einen vergrößerten, vor Hitze nur so strotzenden Sonne ausbreitet, und blickt ins Gefühlsleben derer Bewohner. Nicht enden wollende Partynächte und Beziehungen, die aufgrund großer physischer Distanzen auf die Probe gestellt werden, stellen dabei Dreh- und Angelpunkte der Geschehnisse dar.

Infinite SummerAuch wenn vielen Musikern Vergleiche zu Kollegen oft bitter aufstoßen, helfen sie den Hörern als Orientierung und sind unerlässlich bei der Weiterempfehlung von Ohr zu Ohr. Im Falle von NZCA Lines „Infinite Summer“ kommt man in diesem Zuge an drei Namen nicht vorbei: Metronomy, Hot Chip und Daft Punk. Als Teil der Livebesetzung von Metronomy hat Lovett den Sound der ebenfalls aus London stammenden Indietronica-Band mit jeder Faser seines Körpers aufgesogen, was sich auf „Infinite Summer“ in Stücken wie „The World You Have Made For Us“ oder dem mitreißenden „Persephone Dreams“ äußert. Hinzukommen Impulse aus Richtung Hot Chip, jenem Herrenquintett, das auf seinen Tourneen oft von NZCA Lines Sarah Jones am Schlagzeug begleitet wird. Last but not least wäre da dann noch die recht vordergründige Referenz zu Daft Punk. Die Franzosen hatten 2002 mit „Discovery“ eine ebenfalls futuristische LP auf den Markt gebracht, welche Lovett, Jones und Heatherly als dezente Blaupause für ihr „Infinite Summer“ genutzt haben – allerdings nicht, ohne an ihrer Eigenständigkeit festzuhalten.
Spektakulär, detailverliebt und auf den Punkt liefert NZCA Lines „Infinite Summer“ einen hervorragenden Start in das noch junge Musikjahr 2016.

NZCA Lines – Persephone Dreams from memphis industries on Vimeo.

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